29.01.2018

Ungeplanter Hochwasserschutz: Kneippbad eröffnet 2018 später

Nachdem die Kneippbad-Baustelle am 5. Januar durch das Brigach-Hochwasser geflutet worden war, wird sich die Eröffnung der Freibadsaison verzögern.

BVS-Geschäftsführer Ulrich Köngeter (links) und Bäderbetriebsleiter Jerome Chapus (rechts) erläutern den Besuchern der Kneippbadbaustellen-Führung die Nachwirkungen des Brigach-Hochwassers. Bild: BVS

Darüber informierte der Geschäftsführer der Bäder Villingen-Schwenningen GmbH (BVS), Ulrich Köngeter, bei einer exklusiven Baustellenführung am vergangenen Samstag. Er begründete den Verzug: „Wir müssen einen Hochwasserschutz bauen. Diesen werden wir im Zuge der Maßnahme errichten, weil wir jetzt alle notwendigen Gerätschaften sowieso auf der Baustelle haben.  Damit halten wir die Kosten so gering wie möglich.“

Liegewiese wird zu "grünem Liegestuhl"

Der Hochwasserschutz wird sich nur auf einen begrenzten Teil des Bads beschränken. Da das Niveau des Geländes auf Höhe der Rutsche und des Nichtschwimmerbeckens absinkt, soll der Hochwasserschutz zwischen dem Umkleidetrakt und Volleyballfeld gebaut werden. Geplant ist, die Schutzbarriere zwischen Umkleidegebäude und Rutsche als rund 30 Meter lange Mauer, ab Höhe der Rutsche als natürlichen „grünen Liegestuhl“ zu errichten, so dass für die Badegäste eine komfortable Liegewiese entsteht.

Am 16. Juni öffnet das Bad

Durch die Baumaßnahmen wird das Bad nicht wie gewohnt Ende Mai öffnen, sondern am 16. Juni. Dieser Termin sei fix. Ulrich Köngeter bat und bittet die Badegäste um Verständnis. Um den Verzug so gering wie möglich zu halten, hat das Bauunternehmen, das mit dem Bau des Technikgebäudes beauftragt ist, seit dem Hochwasser Sonderschichten eingelegt und arbeitet seither zusätzlich auch samstags.

Bau des Hochwasserschutzes nicht geplant

„Wir konnten nicht erahnen, dass wir auch noch einen Hochwasserschutz errichten müssen. Diese Baumaßnahme war nicht geplant.“ Im Hinblick auf das sich weltweit verändernde Klima und die auffällig häufig auftretenden, unerwarteten Starkregenereignisse sei der Hochwasserdamm eine Investition in die Zukunft, betonte der Geschäftsführer der Bädergesellschaft. Das Aufstellen von Sandsack-Barrieren wie Ende Januar bei Hochwasser-Warnung erfolgt, sei keine Dauerlösung und vor allem kein zuverlässiger Schutz vor den Wassermassen.

Nach dem im Frühsommer fertig werdenden zweiten Bauabschnitt im Kneippbad sei das Villinger Freibad zukunftstauglich und frisch saniert, so dass in den kommenden Jahren keine Bauarbeiten mehr nötig werden und auch die Badesaison wie in den vergangenen Jahrzehnten regulär starten könne. Im Hinblick auf den Hochwasserschutz steht die BVS in engem Kontakt zu sämtlichen Behörden.

Schäden des Hochwassers noch nicht beseitigt

Über die noch immer bestehenden Nachwirkungen des Januar-Hochwassers informierte Ulrich Köngeter zusammen mit dem Leiter der Bädergesellschaft, Jerome Chapus. Da das Hochwasser von der reißenden Brigach quer über das Gelände in Richtung Baugrube geflossen war, flutete es auch das Nichtschwimmerbecken. „Wir müssen nun das Wasser aus dem Becken abpumpen“, so Köngeter. Die Brigach brachte nicht nur Wassermassen mit sich, sondern auch jede Menge Schlamm, Geäst und Laub.

Das Bäderteam musste von Hand bereits die Abflussrinnen des Beckens reinigen – die größte Arbeit steht jedoch noch bevor, denn niemand weiß, wie viel Schlamm sich auf dem Boden des Beckens abgesetzt hat. Jerome Chapus erklärte: „Wir müssen nach dem Abpumpen des Schlammwassers umgehend mittels Hochdruckreinigern die Beckenwände säubern, da der Schlamm sonst festtrocknen und Schaden anrichten könnte.“ Er gab zu bedenken, dass die beiden Schwimmbecken im ersten Bauabschnitt erneuert wurden und gerade einmal zwei Jahre alt sind. Vom Ausmaß der Flut – auch durch die ausgestellten Bilder des Flut-Tags – zeigten sich die Besucher, allesamt begeisterte Kneippbad-Besucher, überrascht und beeindruckt. Interessiert verfolgten die Führungsteilnehmer die Informationen zum zweiten Bauabschnitt im Kneippbad allgemein.

Darum wird im Kneippbad gebaut

Ulrich Köngeter erläuterte dabei auch den Anlass der Sanierung: „Aufgrund des Alters und Zustands der Rohrsysteme und Filter mussten wir die Technik ertüchtigen.“ Dass der Empfangs- und Sozialtrakt im selben Zug abgerissen wurde, begründete der BVS-Geschäftsführer damit, dass dort die heutzutage geltenden Vorschriften nicht mehr erfüllt wurden und durch Neugestaltung die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge direkt ins Bad ermöglicht werden kann. Ulrich Köngeter betonte: „Die Stadt Villingen-Schwenningen als Oberzentrum sollte sich ein gutes, modernes und zukunftsfähiges Freibad leisten. Derzeit sind die Zinsen günstig, wenn man jetzt nicht baut, wann dann?“

 Bäderbetriebsleiter Jerome Chapus gewährte den Besuchern anhand eines Technikplans einen Einblick in die komplexe Technik eines Schwimmbads, erläuterte ihnen das Energiekonzept des Bads, weshalb in Schwimmbädern das Wasser gechlort wird und allgemein worauf es zu achten gilt. Nach etwa einer Stunde Führung gab es für die Besucher wärmenden Kaffee und stärkende Butterbrezeln und man tauschte sich über die Erinnerungen an die Erlebnisse im Kneippbad und die Geschichte des Kneippbads aus.

Info: Die beiden Bauabschnitte zur Sanierung des Kneippbads werden insgesamt etwa sieben Millionen Euro kosten. Der erste Bauabschnitt, der im Jahr 2016 fertiggestellt wurde, kostete  zirka drei Millionen Euro, der sich derzeit im Bau befindende rund vier Millionen Euro. Die Eintrittspreise bleiben trotz der Investition stabil, kündigte die BVS an.